Einfach nur Stillhalten – weh tut es nicht

Warum die Kinderklinik ein MRT-Gerät braucht

Wenn ein großes, teures Gerät für eine Klinik angeschafft werden muss, greift in der Regel ein Finanzierungskonzept: Es wird je zur Hälfte aus Bundes- und Landesmitteln bezahlt. Im Fall des Magnetresonanztomografen (MRT) für die Kinderklinik des Uniklinikums Dresden wollte das nicht so recht funktionieren. Professor Manfred Gahr, Chef der Kinderklinik und Medizinischer Vorstand des Vereins Dresdner Kinderhilfe e.V., erinnert sich: „Es stellte sich das Problem, dass im Landeshaushalt der Anteil zur Anschaffung eines MRT-Gerätes nicht verfügbar war. Um es daran nicht scheitern zu lassen, hat der Vorstand der Dresdner Kinderhilfe beschlossen, diese Summe aufzubringen.“

Das hätte etwa eine Million Euro bedeutet, denn das Gerät kostet zwei Millionen Euro. Es kam besser als vorhergesehen: Sachsen konnte doch seinen Anteil aufbringen. Blieben immer noch die Einbaukosten von 400.000 Euro. Viel Geld, das auch die Klinik nicht hat. Deshalb versucht der Verein jetzt, einen Teil dieser Kosten über Spenden zu decken. Fast 100.000 Euro sind schon zusammengekommen. An die Frage nach der Notwendigkeit eines MRT-Gerätes in der Kinderklinik ist Professor Gahr gewöhnt, denn Untersuchungsmöglichkeiten gibt es in anderen Häusern des Uniklinikums durchaus. Er erklärt: „Kinder können nicht so lange stillhalten. Deshalb muss das Gerät schnell und präzise sein. Ein eigenes MRTGerät in der Kinderklinik hat große Vorteile für unsere kleinen Patienten. Zwar muss auch jetzt keine notwendige Untersuchung ausfallen, doch bedeutet das immer einen hohen Aufwand. Kinder brauchen zur Vorbereitung auf die Untersuchung viel Zeit. Ein Kinderarzt soll dabei sein, die Kleinen müssen beruhigt werden, denn schon die ‚Reise‘ innerhalb des Krankenhauses ist für sie aufregend. Aber für eine Magnetresonanztomographie brauchen wir größte Ruhe. Kleinere Kinder bekommen bei Bedarf eine Narkose.“

Die MRT-Diagnostik hat heute einen hohen technischen Standard: inzwischen sind gute Bilder von Knochen möglich und sogar funktionelle Abläufe können dargestellt werden. Stoffwechselvorgänge im Gehirn zum Beispiel – vor Jahren noch undenkbar –, Gefühlsregungen und Rechts- oder Linkshändigkeit sind für Experten aus den Bilddaten ablesbar.

Professor Gahr: „Die Möglichkeiten der MRT-Untersuchung als Diagnoseverfahren und zum Finden der günstigsten Behandlungsform werden immer bedeutsamer auch für die Kinderheilkunde.Auf jeden Fall ist es für alle Beteiligten besser, für diese Untersuchung nicht das Haus verlassen zu müssen.“

Ein schöner Tag im Dresdner Zoo: Der Verein Dresdner Kinderhilfe hatte am 18. September behinderte Kinder zu einem speziellen Zoospaziergang eingeladen. Zoo-Schullehrer Wolfgang Neubert erklärte geduldig alles, was die Kinder über Zootiere, Futterzubereitung und die Arbeit der Tierpfleger wissen wollten.

MRT – Hilfe zur Diagnose von Epilepsie

Wenn Eltern und Kinderärzte Symptome feststellen, die auf eine epileptische Erkrankung schließen lassen, geht es um Gewissheit: Woran leidet das Kind, wie schwer sind die Beeinträchtigungen, wie kann das Kind damit leben, und letztlich – gibt es Heilungschancen? Klarheit bekommen die Betroffenen in der Ambulanz für Anfallsleiden der Uni-Kinderklinik. Diese Einrichtung unter Leitung von Dr. med. Dolores Friebel ist darauf spezialisiert, Epilepsie bei Kindern umfassend zu diagnostizieren. Das heißt einerseits: Mit speziellen Elektroenzephalogrammen in Langzeit, während des Schlafes, mit Licht- und anderen Reizeinwirkungen der möglichen Erkrankung auf die Spur zu kommen. Andererseits gehörten viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung dazu, besorgte Eltern und aufgeregte Kinder zu beruhigen. Anfallsleiden rufen bei Unwissenheit große Angst hervor – meist viel mehr als angebracht. Seit etwa 15 Jahren geben immer differenziertere Diagnosen Aufschluss über Herkunft und Auslöser von Krampfanfällen. Auch hier ist die Magnetresonanztherapie hilfreich: In kurzen Untersuchungszeiten können auch kleine Herde in hoher Auflösung dargestellt werden – schmerzfrei und sicher.

Kernspintomographie (MRT) – wie geht das eigentlich?

Die Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie ist ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung der inneren Organe und Gewebe mit Hilfe von starken Magnetfeldern (tausendmal stärker als das Erdmagnetfeld) und Radiowellen. Es ist deshalb so bedeutsam, weil ohne gefährliche Strahlung dennoch „ganz nach innen“ geschaut werden kann: in das Zentrale Nervensystem, in den Bewegungsapparat, in alle weichen Körperteile und in den Spinalkanal, also mitten in die Wirbelsäule. Die zur Diagnose notwendigen Bilder entstehen durch einen Trick: Die zahlreichen Wasserstoffatome im menschlichen Körper richten sich durch die Einwirkung eines starken Magnetfeldes aus wie Kompassnadeln. Aus dieser Stellung werden sie mithilfe von Radiowellen abgelenkt. Beim Abschalten der Wellen springen die Atome in ihre vorherige Lage zurück und senden dabei messbare Signale aus. Aus diesen Informationen stellen Computer in komplizierten mathematischen Operationen Schnittbilder zusammen – aus unterschiedlichen Ebenen, wobei der Patient seine Lage nicht zu verändern braucht. Die Grundlagen für die Kernspintomographie wurden bereits vor langer Zeit gelegt: Schritt für Schritt haben Wissenschaftler vieler Länder aus ihren Erkenntnissen ein anwendbares Verfahren entwickelt. Der französische Mathematiker Jean-Baptiste Fourier schuf vor 200 Jahren die Berechnungsgrundlagen für die Bilder. Ohne Nikola Tesla, den „Vater“ der Radiowellen und Magnetfelder, wäre die typische Resonanz zur Bildgebung nicht nutzbar. Viele weitere Entdeckungen haben schließlich bis 1978 zur ersten klinischen Anwendung geführt. Seit Ende der 80er Jahre ist das Verfahren so weit fortgeschritten, dass sogar das sich schnell bewegende Herz dargestellt werden kann. Mittlerweile gibt das strömende Blut entscheidende Signale zur Diagnose, die weibliche Brust kann strahlenfrei untersucht werden, und mit Hilfe von Kontrastmittel zeigen sich sogar Defekte im Gefäßsystem. Seit 1993 muss der Patient nicht mehr unbedingt in den „Tunnel“, denn es gibt inzwischen offene MRT-Geräte – besonders wichtig für Kinder und Menschen mit Angst vor geschlossenen Räumen.

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