Symptome von Kindesmisshandlung erkennen und mit der konkreten Situation medizinisch wie rechtlich professionell umgehen Woher stammen die blauen Flecken? Kann es ein Unfall gewesen sein, wie die Eltern erzählen? Kann sich das Kleinkind beim Sturz von der Wickelkommode tatsächlich die Hämatome an dieser Stelle zugezogen haben? Soll ich die Schweigepflicht brechen und den Verdacht auf Misshandlung melden? Wenn ja, an wen? An das Jugendamt, an die Polizei?
Der Verdacht auf Kindesmisshandlung wirft für Ärztinnen und Ärzte zahlreiche Fragen auf, die nicht alltäglich sind und von ihnen schwierige Entscheidungen verlangen, sowohl medizinisch-ethischer als auch juristischer Natur.
Am Kinder- und Frauenzentrum Dresden ist inzwischen eine Kinderschutzgruppe entstanden. Die Vernetzung zwischen Jugendamt und Klinik funktioniert. Die tägliche Arbeit im Kinderschutzteam übernimmt ein Sozialarbeiter, den es seit dem 1.9.2012 gibt. Um aber dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung strukturiert und konsequent nachzugehen und ein Risiko-Screening zur optimalen medizinischen und sozialen Versorgung betroffener Kinder durchzuführen, bedarf es einer systematischen Identifizierung der Familien, die von intensiveren Angeboten früher Hilfe in besonderer Weise profitieren können. Es geht darum, Fälle von Kindeswohlgefährdung durch rechtzeitige Unterstützung zu verhindern.
Um die Bemühungen des Kinderschutzes auf frühe Hilfe für Familien auszuweiten, hat das Jugendamt dem Kinder- und Frauenzentrum angeboten, 10 Stunden pro Woche für einen Sozialarbeiter zu übernehmen. Da diese Stundenanzahl aber nicht ausreicht, hat die Kinderklinik die Dresdner Kinderhilfe gebeten, weitere 10 Stunden in der Woche zu übernehmen.
Die Dresdner Kinderhilfe hat dieses zugesagt und übernimmt 10 Stunden pro Woche des Sozialarbeiters für das Kinderschutzteam am Kinder- und Frauenzentrum der Uniklinik, das sind circa 10.000 Euro im Jahr.
Das Ziel der Klinikärzte ist ein Kompetenzzentrum zur Koordinierung aller Aktivitäten in Dresden für frühe Hilfen, ähnlich dem Freiburger Modell, das auch ärztlich besetzt ist. Es soll medizinischem Personal mehr Sicherheit im Umgang mit Fällen von Kindeswohlgefährdung geben und eine niederschwellige Anlaufstelle für gefährdete Eltern sein.
Schritte:
1. Sozialarbeit als Akuthilfe
2. Weiterentwicklung der Kinderschutzgruppe
3. Aufbau eines Kompetenzzentrums Kinderschutz am Uniklinikum
Die Dresdner Kinderhilfe wird sich auch in Zukunft für den Ausbau der KinderSchutzGruppe am Uniklinikum Dresden mit dem Fernziel der Einrichtung eines Kompetenzzentrums finanziell und ideell engagieren.